Der Bildband Chile Unfolded zeigt den chilenischen Alltag durch die Linsen zweier Fotografen aus Deutschland, die ihre gesammelten Eindrücke als verbildlichten Dialog Revue passieren lassen. Dabei umfasst der einjährige Aufenthalt im Land unerwartet einige der prägendsten Ereignisse der jüngsten Vergangenheit Chiles. Die Aufnahmen reichen von vor dem Ausbruch der landesweiten Proteste bis hinein in die Anfangsmonate der Covid-19-Pandemie. Die Zusammenstellung der Fotografien im Bildband spielt mit der Diskrepanz zwischen der international konnotierten Vorstellung des Landes und den vor Ort wahrgenommenen Lebensumständen.

Auf jeder Doppelseite werden je eine Arbeit von Maximilian Beck und Benjamin Bräuer gegenübergestellt, die in künstlerisch dokumentarischer Weise einen Einblick in die Banalität des Alltags gewähren. Das Aufklappen der Seiten verdeutlicht metaphorisch, wie sich den beiden westlich sozialisierten Fotografen während ihres Aufenthalts das tiefer liegende Gesicht des Landes offenbarte. Dieses konträr zu den einstigen Erwartungen stehende Bild veränderte die Wahrnehmung der Künstler und prägte fortan die fotografische Auseinandersetzung. Neben ästhetischen Kompositionen rückten vermehrt gesellschaftliche Kontraste in den Fokus, wodurch der Bildband eine vielschichtigere Wahrnehmung der chilenischen Lebensrealität ermöglicht. Einer Realität, die bereits von hohen geografischen Kontrasten wie der trockensten Wüste der Erde bis zum weltweit größten zusammenhängenden Gletscherfeld geprägt ist und der sich ein weiteres Gefühl extremer Gegensätze hinzu mischte. Die aus der sozialen Ungleichheit resultierenden Protestzüge sollten schnell zum neuen Alltag der Fotografen gehören und konnten landesweit dokumentiert werden.

Das über ein Jahr gesammelte Bildarchiv aus Alltag, Natur und Gesellschaft, verknüpft mit dem erlebten Zusammenbruch der aufpolierten Fassade des super-neoliberalen Systems, zeichnet ein Bild Chiles, welches in dieser fein ausgewählten Zusammenstellung einzigartig ist.